Latein

Klassenstufen 6-10 (alternativ zu Französisch), S1-4 (Wahlkurs)
Fachkollegen Bor, Ha, Hed, La, Sma
Fachräume 1 Lateinraum mit interaktivem Beamer

Quid ad nos? – Was geht uns Latein an?

 

Sprache Europas

Warum überhaupt eine Sprache lernen, die man nicht mehr spricht?

Rom galt über viele Jahrhunderte hinweg als die Weltmacht der Antike. Vor 2000 Jahren erstreckte sich das Imperium Romanum über den gesamten Mittelmeerraum und seine Grenzen reichten von Nordafrika bis an die Grenzen des heutigen Schottlands, von Portugal bis nach Mesopotamien im Osten. Überall wurde damals Latein gesprochen, wie heute jeder Englisch spricht. Nach dem Untergang des römischen Reiches überlebte die lateinische Sprache bis heute. So gilt Latein immer noch als Sprache der Wissenschaft, der Medizin, des Rechts und der Kirche. Der Einfluss der lateinischen Sprache wird besonders in den romanischen Sprachen (z.B. Italienisch, Spanisch, Französisch) und im Englischen sowie in den Lehnwörtern im Deutschen sichtbar. Lateinische Fremdwörter zu kennen und anzuwenden, zeugt heutzutage nach wie vor von einem gehobenen Sprachstil. In der Werbung begegnen uns täglich aus dem Lateinischen entliehene Produkt- und Firmennamen.

 

Allgemeinbildung

Nicht nur die Sprache der Römer, sondern auch ihre Geschichte, die Kultur und das Denken der Römer – und der Griechen – prägt Europa bis heute.

Wie lebten die Römer? Woran glaubten sie? Welche Götter verehrten sie und warum? Wie gestalteten die Römer ihre Freizeit? Welche Faszination übten Wagenrennen und Gladiatorenwettkämpfe aus? Welche Moralvorstellungen leiteten die Menschen in der Antike? Was bedeutet pietas, virtus und Glück? Inwiefern wurden Römer von den Griechen beeinflusst? Welche spannenden Mythen erzählte man sich? Über welche Helden sprach man? Was ist das Trojanische Pferd? Warum ging Orpheus in die Unterwelt? Welche großen Persönlichkeiten wirkten in Politik und Gesellschaft? Was sind Optimaten? Wie konnte Catilinas Verschwörung abgewendet werden? Wie sah das Leben eines römischen Legionärs aus? Was hatten die Römer in Germanien zu suchen? Warum verlor Varus seine Legionen? Warum reisen wir nach Xanten?

In der Auseinandersetzung mit dieser fremden Kultur leistet der Lateinunterricht einen besonderen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung der jungen Menschen von heute. Es geht um historische Kommunikation und das tiefere Verständnis für unsere europäischen Wurzeln. Dies geschieht vornehmlich in der Auseinandersetzung mit lateinischen Texten, deren Erschließung, Diskussion und Bewertung von aufgeworfenen Fragestellungen. Dabei erkennen die Schüler*innen gemeinsame Grundlagen europäischer Kultur sowie deren Wandel. Kein anderes Fach macht uns mehr zum Europäer als Latein.

Oder: wie Günther Jauch es 2006 in einem Spiegelinterview ausdrückte: „Latein geht Umwege. Das ist wie bei einer Reise: Wenn ich am schnellsten von A nach B kommen will, nehme ich eben die Autobahn. Das Schöne am Reisen sind aber die Zwischenstopps oder die Fahrten über die Dörfer.“

 

Sprachverständnis und Ausdrucksfähigkeit im Deutschen

Mithilfe der lateinischen Grammatik lässt sich die deutsche Sprache gut verstehen. Das Übersetzen lateinischer Texte erweitert die Ausdrucksfähigkeit in der eigenen Muttersprache und fördert das logische Denken. In besonderem Maße trägt der Lateinunterricht – neben dem Deutschunterricht – zur Sprachbildung bei, wenn Deutsch nicht Muttersprache ist. Das Ziel ist immer, einen lateinischen Text zu erschließen und ins Deutsche zu übersetzen. Dies ist ein komplexer Vorgang: Dabei muss auf grammatikalische Korrektheit genauso geachtet werden wie auf eine treffende Ausdrucksweise und einen logischen Textzusammenhang. Durch das stetige Reflektieren der Sprache erlangen die Lateinschüler*innen ein besseres Text- und Leseverständnis weit über den Lateinunterricht hinaus. Das Erlernen anderer Fremdsprachen wird leichter. Der modellhafte Charakter des Lateinischen leistet einen wertvollen Beitrag für ein tieferes Sprachverständnis und die Funktionsweise von Sprache generell.

 

Qualifikationen LATINUM und GROSSES LATINUM

Nach 5 Jahren (ab Klasse 6 aufsteigend) kann ohne weitere Prüfung das LATINUM erlangt werden, wenn am Ende von Klasse 10 eine ausreichende Leistung erreicht wird. Für manche Studienfächer wird an den Universitäten der Nachweis lateinischer Sprachkenntnisse oder sogar das staatliche LATINUM verlangt. Die Regelungen an den Universitäten sind unterschiedlich und nicht selten hängt die spätere Studienplanung von diesen Lateinqualifikationen ab. Neben dem Studium Lateinkurse zu belegen und erfolgreich abzuschließen, gilt als zeitraubend und sehr anstrengend.

Nach 6 Jahren, d.h. Fortführung der zweiten Fremdsprache in der Oberstufe, erlangt man bei erfolgreichem Durchgang (5 Punkte) sogar das GROSSE LATINUM, ohne eine zusätzliche Prüfung abzulegen.

 

Kurz gesagt

Latein …

  • hat als ältestes Schulfach einen bedeutenden Stellenwert im Fächerkanon.
  • führt in die Welt der Antike ein.
  • öffnet den Zugang zu europäischer Geistes- und Kulturgeschichte.
  • bietet neben der Sprache viel Allgemeinbildung.
  • erleichtert das Erlernen weiterer Fremdsprachen.
  • schult das grammatikalische Verständnis sprachlicher Erscheinungen.
  • vertieft, trainiert und erweitert die Ausdrucksfähigkeit im Deutschen.
  • übt durch analytisches Arbeiten an Texten theoretisches Denken ein.
  • erzieht zu Genauigkeit, Kombinationsfähigkeit und geistiger Wendigkeit.
  • führt in wissenschaftliche Arbeitsweisen ein.
  • fördert die Fähigkeit, Probleme zu lösen.
  • bietet mit dem LATINUM-Abschluss eine anerkannte Qualifikation.

 

Latein am GyRa

 

Lateinunterricht in Unterstufe und Mittelstufe

Die Wahl der zweiten Fremdsprache erfolgt in der 5. Klasse. Es werden Schnupperstunden sowie ein informativer Elternabend durchgeführt. Ab Jahrgangstufe 6 beginnt der Lateinunterricht mit fünf Wochenstunden und wird in den Folgejahren nach und nach auf drei Stunden pro Woche reduziert. Wie in allen Fremdsprachen werden neben den zwei Klassenarbeiten pro Halbjahr auch Tests zu Wortschatz und Grammatik geschrieben. Die Unterrichtssprache ist Deutsch: Rechtschreibung und Aussprache stellen also kein großes Problem dar.

 

Die drei Kompetenzbereiche:

  • Text: Im Lateinunterricht wird viel schriftlich gearbeitet. Im Zentrum steht ein lateinischer Text. Dieser wird in sprachlich und stilistisch gutes Deutsch übersetzt und interpretiert. Dies stellt eine hohe Anforderung an die Lateinschüler*innen. Lösungen liegen nicht gleich auf der Hand, oft muss kombiniert und logisch geschlussfolgert werden. Beim Erschießen eines Textes greifen sowohl sprachliche Kenntnisse als auch inhaltliches Textverständnis ineinander.
  • Sprache: Das Handwerkszeug für eine erfolgreiche Textübersetzung sind zweifellos sichere Wortschatz- und Formenkenntnisse. Da Latein nicht aktiv gesprochen wird, fällt das Hören und das direkte Nachahmen von Sprache als Lernzugang weg. Entstandene Lücken lassen sich nur schwer wieder schließen. Das heißt: regelmäßiges Lernen, auch das Auswendiglernen von Formen, Endungen und Systemen ist vonnöten und macht nicht immer Spaß. Aber darin liegt auch die große Chance: Denn, wer fleißig ist, wird auch belohnt.
  • Kultur: Für ein vertiefendes, inhaltliches Textverständnis informieren wir uns in Sachtexten und -büchern, Filmen oder durch Referate. Es werden Diskussionen angeregt. Es geht darum, antike Denkmuster, Lebensweisen und Geschehnisse zu beleuchten und mit der eigenen Lebenswelt zu vergleichen und schließlich selbst Position zu beziehen.

 

Unterrichtsgestaltung

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Lateinunterricht stark den Modernen Sprachen angenähert. Methodisch kann es der Lateinunterricht mit den Modernen Fremdsprachen durchaus aufnehmen: Texterschließung und -interpretation durch szenisches Spiel, Rollenspiele, Standbilder, kreatives Schreiben, Podcasts, Reportagen, Zeichnen von Comics und Bildergeschichten und anderes mehr. Der Einsatz digitaler Medien sowie die kindgerechte und verständliche Darbietung des Unterrichtsstoffs in unserem modernen, bunten Lehrwerk ermöglicht einen ansprechenden Zugang zum Lateinischen.   

 

Das Lehrwerk:

  • Klett: Pontes, Gesamtband (2016)
  • Begleitbuch (Grammatik)
  • Vokabelheft
  • Arbeitsheft
  • zahlreiche Zusatzmaterialien zum Üben für zuhause

 

Themen:

Erstes Lernjahr:

  • Zeitreise ins alte Rom (römisches Alltagsleben in der Familie)
  • Spannung und Entspannung im alten Rom (öffentliches Leben und Freizeitgestaltung im alten Rom)

Zweites Lernjahr:

  • Mythos und Frühgeschichte Roms (Römische Sagen: Aeneas; Romulus und Remus)
  • Die römische Republik (Gesellschaft und Politik; Caesar, Cicero)
  • außerschulisch: Reise nach Xanten (Römisches Leben in einer germanischen Provinz)

 

Drittes Lernjahr:

    • Spannendes Griechenland (Götter, Helden, Unterwelt, Philosophen)
    • Wachstum des Römischen Reichs (Karthago, Sizilien, Germanien)

Viertes Lernjahr:

    • Rom zu Zeiten des Prinzipats (Augustus)
    • Einführung in das zweisprachige Wörterbuch
    • Übergang zu originalsprachlicher Lektüre wahlweise z.B. Texte aus der Vulgata (Josephslegende), Fabeln des Phaedrus

Fünftes Lernjahr:

In Klasse 10 finden im zweiten Halbjahr die Schriftlichen und Mündlichen Prüfungen statt. Neben Deutsch und Mathe ist eine Fremdsprache Pflicht (Englisch oder Latein/Französisch/Spanisch). In den Fremdsprachen wird sowohl schriftlich als auch mündlich geprüft.

  1. Halbjahr: Einführung in die antike Rhetorik 
    • Überzeugen, Überreden, Beeinflussen durch die Rede
    • Reden in Auszügen (Autor: Cicero)
    • Vorbereitung auf die Schriftliche Überprüfung
  1. Halbjahr: Einführung in die antike Dichtung
    • Wahrnehmung und Deutung der Welt durch sprachliche Gestaltung
    • Liebesgedicht und Lebensgefühl (Autor: Catull, Lesbia-Zyklus)
    • Spott und Ironie (Autor: Martial, Epigramme)
    • Vorbereitung auf die Mündliche Prüfung

 

Lateinunterricht in der Oberstufe

Für Schüler*innen mit einer großen Leidenschaft für die lateinische Sprache und Neugier auf die tiefgründigere Beschäftigung mit antiken Autoren und deren Werke besteht die Möglichkeit, Latein in der Oberstufe zweistündig im Wahlbereich zu belegen. Der Lohn nach einem Jahr: das Große Latinum. Aber nicht nur das: auch Ruhm und Ehre. Denn es zeugt von Tiefgang, Durchhaltevermögen und Anstrengungsbereitschaft der Abiturienten, wenn sie bei Bewerbungen mit einem niveauvollen Abgangszeugnis aufwarten können, in dem sechs oder gar sieben Jahre intensive Auseinandersetzung mit einer anspruchsvollen Materie dokumentiert sind. Es verrät viel über den Menschen.

Darüber hinaus wohnt der Atmosphäre dieser Oberstufenkurse ein besonderer Zauber inne. Nach Jahren in leistungsheterogenen Kursen in der Mittelstufe erleben die Teilnehmer*innen erstmals das Gefühl einer eingeschworenen Gemeinschaft und arbeiten mit Gleichgesinnten auf Augenhöhe. Langwierige Grammatikerarbeitung entfällt zu Gunsten von ausgiebigen Diskussionen, Deutungen und Bewertungen über gewichtige Themen der Menschheit, natürlich immer basierend auf Originaltexten berühmter Autoren. Pro Semester steht je ein großes Thema im Fokus, über das eine Klausur geschrieben wird. Auch kann in Latein schriftlich (zentral) wie mündlich eine Abiturprüfung abgelegt werden.

 

Semesterthemen:

  • Antike Geschichtsschreibung (z.B. Livius: Ab urbe condita oder Sallust, Tacitus, Caesar)
  • Erleben der Welt in poetischer Gestaltung (z.B. Ovid: Metamorphosen oder Vergil: Aeneis)
  • Antworten der Philosophie auf Fragen des Lebens (z.B. Seneca: Epistulae morales oder Cicero)
  • Staat und Gesellschaft in Antike, Mittelalter und Neuzeit (z.B. Cicero: De re publica oder Textsammlungen zu Livius, Tacitus, Plinius, Augustin, Seneca, Abaelard, Carmina Burana oder Thomas Morus

  

Projekte und Exkursionen

 

Latein – die richtige Wahl?

 

Orientierungshilfe für Eltern

 

Mein Kind hat…

  • Motivation, eine Sprache zu lernen?
  • Interesse an Geschichte(n) und Mythologie?
  • Freude an Schriftlichkeit, Ausdruck und Formulierungen?
  • Liebe zu Systematik, Logik, Detailarbeit und Genauigkeit?
  • Drang zum Forschen und Durchdringen von Problemen?
  • Stärken in Geduld, Beständigkeit und Durchhaltvermögen?
  • Bereitschaft, Paradigmen auswendig zu lernen?
  • Schwierigkeiten mit fremdsprachiger Aussprache und Rechtschreibung?
  • eher ruhigen und abwägenden Charakter?
  • den Wunsch, das Latinum zu erhalten?

 

 

Quiz: Da steckt Latein drin (Learning App)

 

Nützliche und interessante Links

 

Archäologischer Park Xanten:

Varusschlachtzentrum Kalkriese:

Nuntii Latini:

Latein goes Hip Hop:

Plädoyer für die lateinische Sprache:

Bildungsserver Hamburg Latein: